Abschiedsbrief an die Drogen. Von Hr. H. (Meinem Patienten mit sozialen Unsicherheiten, einem gestörten Beziehungsverhalten und einer Stimulanzienabhängigkeit) Diesen Brief hat Herr H. unter Tränen vorgelesen.
„Hallo Gonzales, wir kennen uns nun schon viele Jahre. Bevor wir uns begegneten, war mein Leben unbeschwert, meine Gedanken frei und alles war in bester Ordnung. Ich lernte dich kennen und du hast mir gezeigt, dass es von allem noch eine Steigerung gibt, also verbrachten wir viel Zeit miteinander. Du machtest mich leistungsfähiger, stärker, besser und selbstbewusster. Wir feierten die längsten und besten Partys und du hast mir das Gefühl gegeben, immer für mich da zu sein. Mein Verlangen nach dir wuchs solange, bis es nicht mehr ohne dich ging und ich immer und immer wieder jede noch so kleine Möglichkeit genutzt habe, um dich wiederzusehen. Du hattest mich in deinem Bann, mit dir schien alles so unbegrenzt, erreichbar und nicht war unmöglich, also schloss ich meine Augen und gab mich dir hin. Ich habe dir vertraut, dachte du machst das schon und, dass es schön werden wird, so wie immer. Jetzt hattest du die Kontrolle und ich nicht die geringste Ahnung, was du eigentlich vor hattest. Du wolltest mein Leben ruinieren!!!
Langsam aber sicher, hast du meine Sinne vernebelt, meine Gedanken verdreht und mir immer wieder in den Kopf geschissen, bis ich irgendwann nur noch ein Schatten meiner selbst war.
Was ist aus mir geworden?
Ein trostloser, stinkender Haufen Elend. Widerlich und ungepflegt, mit blassgrauer Haut, abgemagert mit tief eingefallenen Wangen und einem leeren, nichtssagenden Blick.
Du hast mir deine hässliche Fratze gezeigt!
Still und heimlich hast du mir das Leben aus dem Körper gesaugt und mich zu einer Gestalt verkommen lassen, die nicht mehr viel mit meinem alten, unbeschwerten und freiem ich zu tun hatte.
Ab jetzt gehe ich meinen eigenen Weg und das ohne dich.
Danke für nichts und auf nimmer wiedersehen.“
Viel Spaß beim Pilgern, mein Lieber. Auf meiner Instagramseite findest Du den Originalbrief.
Euer Gregor Röpnack