Die Entstehung einer Abhängigkeit
Die Entstehung einer Abhängigkeit ist ein komplexes Zusammenspiel aus genetischen Faktoren, also dem was uns angeboren ist und den epigenetischen, also umweltlichen Faktoren. Die Veranlagung eine Abhängigkeit zu entwickeln zieht sich häufig durch Familiensysteme. Studien konnten belegen, dass Kinder von abhängigen Eltern im Erwachsenalter häufig selbst eine Abhängigkeit entwickeln oder mit Partnern zusammen sind, die abhängig sind. Das Prinzip ist, lernen am Modell. Wir tun das, was uns unsere Eltern zeigen und beibringen. Auch wenn das bedeutet, Spannungen mit Substanzen oder anderen exzessiven Verhaltensweisen zu reduzieren. Spannend ist jedoch, dass in weiteren Studien festgestellt werden konnte, dass Kinder abhängiger Eltern im Erwachsenenalter häufiger eine Abhängigkeitserkrankung entwickelten, auch wenn sie selbst in Pflegefamilien aufgewachsen sind. Hieraus lässt sich folgern, dass Menschen aus Familien in denen es Abhängigkeiten gibt, eine genetische „Verwundung“ besitzen, die die Entstehung von Abhängigkeiten begünstigt.
Auszug dem Coaching:
Nun lässt sich eine Abhängigkeit rückblickend selten an einer Lebenskrise festmachen, sondern schleicht sich häufig in den Alltag der Betroffenen. Und aus Spaß wird „Muss“.
Wichtig! Die individuelle Motivation des Süchtigen ist „Ich will mich besser fühlen“ oder „Ich will mich weniger schlecht fühlen als vorher“. Sucht ist also die Vermeidung von Schwierigkeiten im Umgang mit dem Leben. Wichtig!
Essen, Schlafen, Sex und andere Bedürfnisse sind genetisch in uns programmiert. Wir werden von unserem Gehirn regelmäßig animiert, diesen Bedürfnissen nachzugehen, denn sie dienen letztendlich dem Fortbestehen und somit auch der Erhaltung unserer Spezies. Die „Bezahlung“ dafür besteht aus Belohnungen, die wir spüren, wenn wir uns „überlebenskonform“ verhalten. Das wohlige Gefühl, wenn wir satt sind, wird zum Beispiel von Leptin und Serotonin verursacht. Bei einem Orgasmus wird eine große Menge Dopamin im Gehirn freigesetzt. Dopamin hängt mit dem guten Gefühl für einen Erfolg, den wir erreicht haben, zusammen.
So funktionieren die meisten Drogen, sie regen es zur Ausschüttung von glücklichmachenden- oder schmerzstillenden Neurotransmittern an.
Ein Patient berichtet:
„Es gab mehrere Versuche den Konsum zu stoppen. Ich habe es auch schon einmal 12 Wochen geschafft, keinen Porno anzuschauen. Doch dann begann es wieder. Ich habe das unwiderstehliche Bedürfnis gehabt, mir einen Porno anzuschauen. Mein Gehirn hat den Dopamin-Kick von mir erzwungen. Danach habe ich es geschafft für weitere drei Wochen nur sporadisch Pornos zu schauen. Jetzt tue ich es wieder täglich“
Zusammengefasst hat der Prozess der neurochemischen Belohnung eine fundamentale Bedeutung bei der Entwicklung einer Abhängigkeit. Es gibt viele Menschen, denen es schwerfällt mit den alltäglichen Problemen umzugehen und die deshalb Entspannung suchen. In zahlreichen Familien gehören das Bier oder das Glas Wein zu einem ganz normalen Abendritual. Die beruhigende Wirkung von Cannabis hat den Konsum in den letzten Jahren auch beliebter werden lassen. Noch schnell eine Runde das Handyspiel spielen, während man in der Bahn sitzt, den ganzen Tag über Süßigkeiten essen oder sich eben Pornos anschauen – das alles nutzt den Prozess der natürlichen Belohnung als Strategie, um Stress abzubauen.
Bei Menschen, die eine Abhängigkeitserkrankung entwickelt haben, hat das Gehirn durch die ständige Wiederholung das Verhalten gespeichert. Nach einer gewissen Zeit gewöhnt sich das Gehirn an die erhöhte Ausschüttung der Neurotransmitter, es kommt zur Toleranzentwicklung. So werden mit der Zeit aus dem Glas eine Flasche Wein am Abend oder drei Flaschen Bier oder zwei Tafeln Schokolade. Man beginnt sein Handyspiel während der Arbeitszeit zu spielen oder schaut sich über immer längere Episoden Pornos an. Abhängige haben immer öfter das Bedürfnis, sich so zu verhalten, dass sie eine erwartete Belohnung bekommen. Zusätzlich speichert das Gehirn immer mehr Auslöse-Reize und mit der Zeit verselbstständigt sich das Verhalten und die resultierenden negativen Konsequenzen beginnen.
Ein Beispiel zur Veranschaulichung, wie eine Abhängigkeit sich verselbstständigen kann: Sie fühlen sich einsam (emotionaler Schmerz) und deshalb schauen Sie sich einen Porno an (positive Wirkung, durch Suchtmedium „Porno“), um das Gefühl der Einsamkeit zu reduzieren. Die stundenlange Masturbation und die vielen Orgasmen machen Sie müde und Sie fühlen sich energetisch ausgelaugt. Das wiederum veranlasst Sie dazu, zu Hause zu bleiben anstatt Ihre sozialen Kontakte zu pflegen und Sie fühlen sich noch einsamer (Schmerz = verursacht durch das Suchtmittel), was Sie dann wiederum animiert, noch mehr Pornos anzuschauen, da dies ja Ihr erlerntes „Schmerzmittel“ ist.
Hier entsteht der Teufelskreislauf.
Dies tut Ihr Gehirn nicht etwa, um Ihnen zu schaden, sondern um Ihr Überleben zu sichern. Es ist bestrebt, Sie emotional im Gleichgewicht zu halten, um Ihren Energiehaushalt nicht zu strapazieren und um Stress zu vermeiden. Nur ist es so, dass jeder Mensch mit einer Abhängigkeit an den Punkt kommt, dass er andere wichtige Beziehungen und Bereiche des Lebens vernachlässigt, um zu konsumieren. Dies führt mittel- oder langfristig zur sozialen Isolation. Diese Isolation führt nicht bei allen Menschen zu einem Leidensdruck, fördert jedoch weiteren Konsum und ist ein Symptom der Abhängigkeitserkrankung!
Wichtig! Stress konnte in Urzeiten zu Krankheit, Krankheit zur Schwächung und Schwächung zum Tode führen. Wichtig!
Selbsterfahrungsfragen:
Gab es Abhängigkeiten in Ihrer Herkunftsfamilie?
Wie wurde in Ihrer Familie mit Spannungen umgegangen?
Wie gehen Sie mit Alltagsspannungen um?
Was tun Sie, wenn Sie sich ärgern?
Was tun Sie, um sich zu entspannen?
Zum nachlsesen: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/5_Publikationen/Drogen_und_Sucht/Broschueren/Broschuere_Kinder_aus_suchtbelasteten_Familen.pdf