„Wenn ich erst mal anfange, kann ich einfach nicht mehr aufhören. Ich verhalte mich wie ferngesteuert.“ –
Diese Aussage höre ich in meinem Klinikalltag häufig von Betroffenen. Lassen Sie mich kurz genauer darauf eingehen:
Jeglicher Suchtmittekonsum (egal, ob Substanz- oder nichtstofflich-gebunden, wie zum Beispiel: Spielsucht, Pornosucht, Mediengebrauch) stimuliert zu Beginn die Rezeptoren im Gehirn, belohnende Neurotransmitter auszuschütten. Die Folge daraus ist, wir lernen uns in gewisser Weise zu verhalten und erhalten eine kalkulierbare Belohnung (das ist das Prinzip der Operanten Konditionierung). Da sich der menschliche Körper an vieles gewöhnt, auch an die belohnenden Neurotransmitter, bildet das Gehirn mehr Rezeptoren aus, welche die freischwebenden Neurotransmitter besser aufnehmen können. Dies sorgt für den Toleranzeffekt. Sie brauchen mehr Reize, um eine stimulierende Wirkung zu spüren. Soweit haben Sie das hoffentlich schon in unserem anderen Artikel – Wie funktioniert die Suchtentstehung – gelesen.
Die intermittierende Verstärkung
Wenn nun die – erwartete Belohnung – ausbleibt (das Spiel verloren, keinen ansprechenden Porno gefunden, uninteressanten Reel bei Instagram, kein ansprechendes Video bei TikTok gefunden, kein Sale Angebot bei Internetanbietern etc.), animiert uns unser Gehirn, welches auf Belohnung eingestellt war, immer weiter zu suchen, um die Belohnungserwartung zu erfüllen und um sonst entstehende Frustration zu vermeiden. Dieses Phänomen hat einen Namen – Intermittierende (unterbrochene) Verstärkung. Diese Form des Lernens ist besonders Löschungsresistent. Dies lässt Menschen (…besonders Menschen die an einen hohen Dopaminlevel gewöhnt sind – Toleranzeffekt) wie hypnotisiert der Tätigkeit weiter nachgehen, obwohl sie sich schon innerlich vorgenommen haben das Verhalten zu stoppen. So hat ein Spieler sich vorgenommen, nur eine Runde zu spielen und spielt dann stundenlang (Sowohl Gaming, als auch Glücksspiel). Oder Betroffene schauen sich stundenlang Bilder von nackten Menschen an, oder suchen auf Datingportalen „potentielle“ Sexualpartner (bei Sex- oder Pornosucht). Auch kann Social Media einen ähnlichen Effekt auf Menschen haben (Bei Menschen mit problematischen Mediengebrauch).
Am besten schützen Sie sich vor dieser „Hypnose“ in dem Sie sich ihr nicht aussetzen. Beginnen Sie nicht erst mit der Tätigkeit, denn ansonsten werden Sie wohlmöglich Probleme haben, diese einzustellen. Ansonsten seien Sie sich über das Phänomen bewusst.
Wenn Sie eine interessante Dokumentation darüber sehen möchten, oder Lektüreempfehlungen brauchen, schreiben Sie mir gern eine Nachricht.
Herzliche Grüße
G.Röpnack